Markttrend: mehr Nachfrage nach Bodenhaltungseiern in EU, USA & Asien

Sektor
29 August 2021
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Ab 2027 ist die Käfighaltung von Geflügel in der EU verboten. In den USA und Asien sind die Initiativen stark fragmentiert. Frank Hartmann erläutert die Auswirkungen auf Markt und Kunden. 

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Kürzlich stimmte die Europäische Union (EU) für das Ende der „Käfig-Ära“. Ab 2027 ist die Käfighaltung von Geflügel, Schweinen, Kälbern und Kaninchen in der EU verboten. Bis dahin wird es eine Übergangszeit geben. In den USA und Asien sind die Initiativen stark fragmentiert. In diesem Trendartikel erläutere ich die Auswirkungen auf unsere Geflügelkunden mit Legehennen

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Einflussfaktoren für Eier aus Bodenhaltung bis 2027

Vorreiter bei der Beschränkung ausgestalteter Käfige für Legehennen waren die Niederlande, die Slowakei und Tschechien. Auch die EU hat nun ein Verbot ab 2027 beschlossen. Treibende Kraft hinter diesem EU-Verbot ist eine Reihe von großen Lebensmittelkonzernen und Tierschutzorganisationen. Ursache dafür ist ein verändertes Verständnis von Tierwohl und der Einsatz für eine nachhaltigere Lebensmittelpolitik. Kommerzielle Unternehmen nehmen diese ethischen Erklärungen gerne in ihre Kommunikation auf. Und die EU sieht das Verbot als eine Maßnahme im Rahmen ihrer „Farm to Fork“-Strategie; ein Projekt, das sich für eine gerechtere, gesündere und umweltfreundlichere Lebensmittelkette einsetzt.

 

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Gegenwärtig stammen noch 48 % der Konsumeier in Europa aus Ställen mit ausgestalteten Käfigen. Diese Eier werden überhaupt nicht mehr an Verbraucher verkauft. Sie werden hauptsächlich von der Lebensmittelindustrie verarbeitet. Noch bevor die EU dieses Verbot beschlossen hat, hatten einige große Lebensmittelhersteller bereits auf Eier aus Bodenhaltung umgestellt. Nestlé Europa und Mondelēz International verwenden schon jetzt für ihr gesamtes Keks- und Eiscremesortiment ausschließlich (oder zumindest fast) Eier aus Bodenhaltung. Unilever behauptet, seine Soßen zu 100 % aus Eiern aus Freilandhaltung herzustellen. Die Unterstützung der multinationalen Konzerne ist groß. Auch Danone, Walmart, Aldi, Lidl, General Mills und Kellogg's haben eine Umstellung angekündigt. Die Liste der bekannten Firmennamen wird quasi jeden Tag länger. 

Direkte Auswirkungen auf den Legehennensektor

Diese Nachricht zwingt den Legehennensektor in den kommenden Jahren zu neuen Investitionen. Einerseits haben viele Legehennenzüchter erst kürzlich (vor 2012) ihre Batteriekäfige durch ausgestaltete Käfige ersetzt. Jetzt werden erneut finanzielle Anstrengungen für den Kauf einer komplett neuen Stalleinrichtung mit neuen Fütterungs-, Tränke- und Nestsystemen erwartet. Agrarverbände und Minister bemühen sich daher um ausreichende Beratung, Anleitung und finanzielle Unterstützung für den Sektor. Denn es handelt sich nicht um eine Investition, durch die die täglichen Produktionskosten gesenkt werden können. Vielmehr werden die Betriebskosten höher sein. Eine Anhebung der Eierpreise ist daher unumgänglich.

Andererseits gibt es Bedenken hinsichtlich der Einfuhren aus Nicht-EU-Ländern. Und dabei geht es nicht nur um billige Käfigeier, sondern auch um Folgeprodukte wie Eigelbpulver. Der Sektor hofft, dass die EU ausreichende Anstrengungen unternimmt und klare Einfuhrvorschriften für Eier und Eiprodukte festlegt. Ein fairer Wettbewerb bei der Einfuhr ist eine zwingende Voraussetzung.

Alternativen für den Legehennenstall

Heute gibt es weltweit fünf verschiedene Layouts für Legehennenställe. Die Layouts 1 und 2 in der nachstehenden Aufzählung zielen auf eine Senkung der Selbstkosten ab. Diese beiden Arten werden zunehmend verboten. Die Layouts 3 bis 5 sind die Alternativen.

  1. Legebatterie: Legebatterien sind in der EU seit 2012 verboten, in den USA und Asien aber weiterhin im Einsatz. Das Königreich Bhutan ist eines der wenigen Länder außerhalb der EU, in denen ein Verbot von Legebatterien gilt. Weltkarte des aktuellen Status von Legebatterien
  2. Ausgestalteter Käfig: ein Käfigprinzip mit Etagen, das in der EU ab 2027 verboten sein wird.

    Alternative Systeme für Legehennen:
     
  3. Volierenhaltung: Dieses Haltungssystem besteht ebenfalls aus mehreren Etagen. Auf dem Boden des Stalls befindet sich Einstreu, in der die Tiere scharren und Sandbäder nehmen können. Außerdem sind Aufsitzgelegenheiten vorhanden, die als Ruheplätze dienen. 
  4. Bodenhaltung: ein Stall mit Bodenhaltung ohne Etagen, der eine bessere Übersicht bietet. Außerdem sind Aufsitzgelegenheiten vorhanden, die als Ruheplätze dienen. Auslauf im Freiland ist nicht vorgesehen.
  5. Freilandhaltung: ein Stall mit Bodenhaltung und tagsüber freiem Auslauf im Freiland. Das Bio-Segment wählt ebenfalls dieses Layout, nur dass die Legehennen hier Bio-Futter erhalten und im Stall etwas mehr Platz haben. 
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5 Haltungsformen für kommerzielle Legehennen: Käfigsysteme (1–2) und alternative Systeme (3–5)

Schneeballeffekt im Rest der Welt

Wie entwickeln sich die Gesetze auf anderen Kontinenten, wenn es um ausgestaltete Käfige geht? In den USA wechselt der Bundesstaat Kalifornien 2022 zu Eiern aus Bodenhaltung. Und die Zahl der US-Bundesstaaten, die Käfigeiern eine Frist setzen, nimmt zu (im Westen: Nevada, Utah, Colorado, Washington, Oregon und Kalifornien; im Osten: Michigan, Massachusetts und Rhode Island). Diese Fragmentierung zwischen den einzelnen Staaten scheint sich jedoch für die Einzelhändler logistisch zu einem Alptraum zu entwickeln. 

Auch in Asien sollen Eier aus Bodenhaltung bis 2025 zum Standard werden. Momentan geben vor allem multinationale Konzerne wie Charoen Pokphand Foods und Hotelketten den Ton an. In Taiwan hat die Regierung bereits angekündigt, dass sie die Richtlinien für Legehennen verbessern will.  Die Senkung der Zinssätze für Investitionen in Bodenhaltungssysteme soll den Geflügelzüchtern einen Anreiz bieten. Es gibt also auch in Asien einen Schneeballeffekt. Während ich diesen Artikel geschrieben habe, habe ich einen Newsletter in meiner Mailbox gefunden, in dem mitgeteilt wurde, dass Australien ein Gesetz für ein Verbot ab 2036 erlassen wird. Mit anderen Worten: Die Initiativen sind kaum mehr zu überblicken.

Ein Dilemma für Einzelhändler und Lebensmittelunternehmen?

Auch die Liste der Lebensmittelunternehmen, die ihre Absicht zur Bodenhaltung erklären, wird immer länger. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach Eiern aus Bodenhaltung im Laufe der Zeit noch steigen wird. Wird es genügend Eier aus Bodenhaltung geben, wenn der Stichtag näher rückt? Es ist zu erwarten, dass sich einige Einzelhändler und Lebensmittelunternehmen in einem Dilemma befinden werden. Entweder wird der Ausstieg aus der Käfighaltung verschoben oder die Unternehmen müssen auf einem Markt mit begrenztem Angebot aggressiver einkaufen. Das würde einen guten Preis für die Legehennenbetriebe bedeuten. 

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Die weitere Entwicklung des Eiermarkts

Eier sind wieder beliebt, denn ihr Verbrauch nimmt zu. In Maßen genossen, gelten Eier heute als Teil einer nahrhaften und gesunden Ernährung. Eier sind in den meisten Teilen der Welt relativ erschwinglich. An sich also gute Aussichten für den Legehennensektor. 

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Tabelle: Die 10 wichtigsten Eier produzierenden Länder 2018

China ist der größte Eierproduzent. Jedes dritte Ei weltweit kommt aus China. Man geht jedoch davon aus, dass Indien in den nächsten Jahren am schnellsten in dieser Liste aufsteigen wird.

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Fazit

Das EU-Verbot der Käfighaltung ab 2027 zwingt die Geflügelzüchter zu neuen Investitionen in alternative Systeme. Im Gegensatz zu vielen anderen Investitionen werden sich diese zusätzlichen Kosten nicht in einer Senkung der täglichen Produktionskosten niederschlagen. Vielmehr werden die Betriebskosten höher sein. Eine Anhebung der Eierpreise ist daher unumgänglich. Die Erfordernis eines fairen Wettbewerbs und gleicher Bedingungen für Einfuhren bildet die Grundlage für die Rentabilität dieser Investition.

Im Rest der Welt schießen die „Initiativen für Bodenhaltung“ wie Pilze aus dem Boden. Die Maßnahmen sind jedoch oft sehr fragmentiert. Es geht um Entscheidungen, die von einzelnen Ländern, lokalen Regierungen oder Lebensmittelunternehmen getroffen werden. Das macht es für die Legehennenbranche schwierig, die künftige Marktnachfrage abzuschätzen. Wird es zu wenig oder zu viel Eier aus Bodenhaltung geben? Werden die Verbraucher bereit sein, den Mehrpreis im Laden zu zahlen? Fest steht, dass die Verbraucher zunehmend für tierfreundliche Produktionsmethoden sensibilisiert sind. Regierungen, Einzelhändler und Lebensmittelunternehmen spielen eine wichtige Rolle bei der Rechtfertigung eines höheren Eierpreises.