Markttrend: Elterntiere + Gruppennest = die perfekte Kombination

Sektor
15 April 2021

Im Geflügelsektor geht der allgemeine Trend vom Einzelnest hin zum Gruppennest. Frank Hartmann hat die Gründe für die Optimierung der Stallfläche und kluge Investitionen näher untersucht. 

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Ich beginne diesen Artikel, indem ich das Offensichtliche feststelle: Automatisierung spart manuelle Arbeit. Das gilt für jeden Sektor, auch für die Geflügelhaltung. Und bei Masthähnchen-Elterntieren ist der zusätzliche Gewinn nicht zu unterschätzen. Die folgenden Zahlen sind recht beeindruckend:

  • Bei nicht automatisierter Fütterung und manuellen Legenestern kommt durchschnittlich 1 Vollzeitkraft auf 3000 Muttertiere.
  • Durch die Umstellung auf mechanische Fütterung verdoppelt sich die Kapazität auf 6000 Tiere pro Mitarbeiter. 
  • Durch die Investition in Nestautomatisierung erhöht sich diese Zahl auf 12 000 Hennen pro Person. 
  • Mit einem automatischen Eierpacker lässt sich der Wert noch einmal auf 18 000 Tiere pro Mitarbeiter steigern.

Neben Automatisierung lässt sich die Rentabilität auch durch eine höhere Anzahl von Tieren pro Stall verbessern. Aber das hat natürlich seine Grenzen. Zuchtunternehmen schreiben eine Mindestfutterfläche pro Muttertier vor. Wie viele Elterntiere Sie also halten können, hängt vom Layout des Stalls ab. Die Wahl des Nesttyps – Gruppen- oder Einzelnest – spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Bestimmung, wie viele Tiere Ihr Stall beherbergen kann

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1. Besatzdichte mit Gruppennest erhöhen

Bei der Besatzdichte von Hennen wird zwischen einem Stall mit Gruppennest (EU-Stil) und einem Stall mit Einzelnestern (US-Stil) unterschieden. Mit einem Gruppennest – 1 Nestreihe in der Mitte des Stalls – ist es einfacher, 3 Futterumläufe zu installieren, auch wenn der Stall nur 12 Meter (40 ft) breit ist. Das bedeutet, im Scharrbereich links und rechts neben dem Nest jeweils 1 Umlauf und ein zusätzlicher, 3. Umlauf um das Nest herum auf den Rosten (Abbildung). Dadurch erhöht sich die Futterkapazität und somit auch die Anzahl der Tiere, die Sie im Stall halten können. Für Einzelnester werden im Stall meist 2 Nestreihen vorgesehen: 1 links und 1 rechts. Die 2 Futterumläufe werden jeweils neben oder um das Nest herum platziert (Abbildung). Bei Einzelnestern fehlt in der Regel der Platz, um einen 3. Futterumlauf zu installieren. Gruppennester nutzen daher den vorhandenen Platz im Stall wesentlich besser. 

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Gruppennest EU-Stil: im Scharrbereich links und rechts neben dem Nest jeweils 1 Umlauf und ein zusätzlicher, 3. Umlauf um das Nest herum auf den Rosten.

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Einzelnestern US-Stil: im Stall meist 2 Nestreihen vorgesehen: 1 links und 1 rechts. Die 2 Futterumläufe werden jeweils neben oder um das Nest herum platziert.

Ein Stall mit Gruppennest hat den Vorteil, dass die Besatzdichte der Hennen höher sein kann als bei Einzelnestern (Tabelle). Deshalb ist die Investition in ein automatisiertes Gruppennest eine der schnellsten Möglichkeiten, um mehr Gewinn zu erzielen und die Arbeitskosten zu senken. Die Lohnkosten können je nach Region stark variieren, aber jedes Unternehmen, das Gewinn machen will, wird sicherlich von einer „Kostensenkung“ profitieren.

Tabelle: Einfluss von Nestern auf die Besatzdichte

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Es ist ein weltweiter Trend. Das Gruppennest ist in Ländern auf dem Vormarsch, in denen der Betrieb verschiedene Stalleinteilungen miteinander vergleicht. Mit einem Gruppennest lässt sich die Besatzdichte des Stalls hervorragend erhöhen.
Wannes Dermaut, Product Manager Roxell
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Weltweit: der Einsatz von Gruppennestern

Das Konzept des „Gruppennests“ hat seinen Ursprung in Europa. Hier sind also Gruppennester die Norm bei allen Elterntierprojekten. Ausgewanderte Geflügelzüchter aus den Niederlanden haben dieses Konzept auch in Kanada eingeführt. Als sie dort ein neues Geflügel-Business aufbauten, brachten sie die Idee des Gruppennests mit. Mittlerweile setzen zwei Drittel des kanadischen Geflügelmarkts auf Gruppennester – und dieser Anteil wird immer größer.

Auch in der Pazifikregion sind in vier von fünf Ställen mit Masthähnchen-Elterntieren Gruppennester zu finden.

In Asien gibt es eine stärkere Fragmentierung. In Ländern mit niedrigen Lohnkosten sind manuelle Nestsysteme noch stark verbreitet. Aber die Zahlen zeigen einen Trend hin zu automatisierten Systemen. Die Entscheidung für ein Gruppennest hängt oft mit Traditionen, Gewohnheiten und dem lokalen Klima zusammen. Je häufiger geschlossene Ställe mit Klimatisierung in dieser Region zum Einsatz kommen, desto stärker wird der Anteil an Gruppennestern steigen.

In Südamerika entscheidet sich die Hälfte der Züchter für Gruppennester, in Brasilien sind es sogar
75 %.

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USA: Elterntier-Betrieb profitabler machen?

In den Vereinigten Staaten sind nur automatische Nestsysteme mit einzelnen Abteilungen vertreten. Jede Nestöffnung kann jeweils nur ein Tier aufnehmen. Die aktuellen Besatzzahlen aus den USA belegen die Vorteile dieses Systems. Eine höhere Besatzdichte ist jedoch aus drei Gründen nicht möglich:

  • Begrenzter Futterplatz, weil es „nur“ zwei Futterumläufe gibt (wie oben erwähnt).
  • Lange Reihen mit einzelnen Nestboxen fühlen sich für die Henne wie eine Barriere an und schränken ihre Mobilität ein. Dies führt oft zu einer ungleichmäßigen Verteilung im Stall.
  • Auch bei zwei Nestreihen bleibt die verfügbare Nestfläche begrenzt.

Sie möchten die Besatzdichte dennoch erhöhen? Wählen Sie in diesem Fall einen anderen Nesttyp, der für eine höhere Kapazität ausgelegt ist und eine größere Futterkapazität unterstützt. Das Gruppennest kommt mit dieser höheren Besatzdichte zurecht und hat daher einen großen Einfluss auf Ihre Rendite. Das erklärt auch den globalen Trend von Einzelnestern hin zu Gruppennestern.

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Einige Fakten zum Gruppennest:
  1. Der Begriff „Gruppennest“ geht Hand in Hand mit dem Begriff „EU-Stil“. Der EU-Stil ist ein Stalllayout, das seinen Ursprung in Europa hat.
  2. Dieses Nest befindet sich in der Mitte und besitzt auf beiden Seiten Roste.
  3. Die durchschnittliche Besatzdichte des Stalls ist hoch: 6 bis 7 Hennen pro m² (1,8 bis 1,54 ft² pro Henne).
  4. Die höheren Investitionskosten machen sich schnell bezahlt: Die hohe Besatzdichte senkt die Kosten pro befruchtetem Ei und erhöht den Ertrag pro m². 
  5. Weltweit nimmt die Nachfrage nach Gruppennestern zu.

2. Höherer Ertrag durch längeren Produktionsstall

In der Vergangenheit wurde die Länge eines Stalls oft durch die technischen Möglichkeiten begrenzt:

  • die maximale Länge von Futter- und Tränkelinien
  • die Ventilationsleistung 
  • die Elastizität des Eierbands

Aber in einigen Regionen geht man immer mehr dazu über, die Ställe für Elterntiere in der Produktionsphase zu verlängern

Das Konzept längerer Ställe 

Üblicherweise treffen Geflügelhalter mit Neubauplänen die Entscheidung über Gebäude und Stalleinrichtung in derselben Phase. Schon früh in der Entwurfsphase machen sie tatsächlich zwei Schritte auf einmal. Heutzutage ist technisch viel mehr möglich, sodass ein längerer Stall nicht mehr von den Grenzen der Stalleinrichtung abhängt. Das Design eines Gruppennests hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, sodass größere Abstände kein Problem mehr darstellen. 

Heute und morgen hängt die Wahl der Stalllänge daher von anderen Berechnungen ab: den Baukosten pro Quadratmeter und der damit verbundenen Rentabilität.

Die Ausdehnung des Stalls in die Breite ist ebenfalls eine Option. In Europa verdoppelt der Geflügelzüchter oft die Breite des Stalls, um zwei Reihen von Gruppennestern unterzubringen. Durch diesen Eingriff werden auch die Gebäudekosten pro Quadratmeter und die Besatzdichte optimiert. Dieser Trend setzt sich zunehmend auch in anderen Regionen durch.

3. Die Weiterentwicklung des Gruppennests

Selbst in Regionen, in denen das Gruppennest gut etabliert ist, gibt es Ideen, um die Rentabilität weiter zu verbessern.

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A. Optimierung des Gruppennestdesigns

Es ist offensichtlich: Mehr Tiere sind gut für den Ertrag. Aber mehr Hennen bedeutet auch mehr Bedarf an Nestfläche. Die auf dem Markt erhältlichen Gruppennester unterscheiden sich stark in der Nesttiefe, die Möglichkeiten in Bezug auf die Nestlänge sind jedoch begrenzt. Wenn Sie also auf eine große Nesttiefe achten, können Sie mehr Hühner unterbringen und trotzdem alle Richtlinien erfüllen. Die Nesttiefe ist daher ein wichtiger Faktor für die Optimierung Ihrer Erträge. Denn je größer das Nest ist, desto höher kann die Besatzdichte im Stall sein.

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B. Optimierung des verfügbaren Platzes im Stall

Eine zweite Möglichkeit zur Ertragssteigerung besteht darin, das Nest niedriger über der Kotgrube zu installieren. Der Auftritt ist für die Hennen dann nicht so hoch. Studien zeigen, dass durch das Absenken der Rosthöhe von 60 cm (24 ”) auf 25 cm (10 ”) die Sterblichkeit der Tiere infolge von Beinverletzungen halbiert wird. Und der leichtere Zugang reduziert auch die Anzahl von Bodeneiern. Das liegt daran, dass die Muttertiere nicht mehr so hoch springen müssen und es sie daher weniger Mühe kostet, das Ei ins Nest zu legen.

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C. Optimierung des Materials für das Eierband

Eierbänder aus Kunststoff sind bereits weit verbreitet. Die Vorteile gegenüber Eierbändern aus Gewebe liegen auf der Hand. Ein Geflügelzüchter, der einmal Kunststoff-Eierbänder verwendet hat, wird nie wieder zu gewebten Eierbändern zurückkehren. Hauptgründe sind Hygiene und einfache Reinigung. Durch die Perforationen im Eierband fallen Schmutz, zerbrochene Eier und Federn nach unten. Was übrig bleibt, sind saubere Eier. Wenn Sie mehr über die Bedeutung von sauberen Eiern erfahren möchten, finden Sie weitere Informationen in den Handbüchern der drei großen Zuchtunternehmen: Hubbard, Cobb und Aviagen.

Kurzum, die perfekte Kombination für Elterntiere

Für professionelle Geflügelzüchter mit Wachstumsbestrebungen ist die Investition in automatische Nester ein absolutes Muss. Die Rentabilitätsdruck führt dazu, dass sich die Geflügelindustrie weltweit mehr und mehr für Gruppennester mit Einteilung im EU-Stil entscheidet. Daher versuchen die Entwickler von Stalleinrichtung, die Rentabilität des Gruppennests durch zahlreiche Innovationen zu verbessern. Mein Tipp für Geflügelzüchter mit Neubauplänen? Stellen Sie diese Überlegungen vor Beginn des Bauprojekts an, denn eine ganzheitliche Betrachtung führt letztendlich zu höheren Erträgen.